Theorie für eine verändernde Praxis

Das gewerkschaftspolitische Bildungsprogramm 2024

In Zeiten rasanter und tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche ist theoretische Orientierung nötiger denn je. Mit unserem Bildungsangebot möchten wir Räume zur Verfügung stellen, in denen Orientierungsprozesse in solidarischer Zu­sammenarbeit stattfinden können. Hier die Übersicht unserer Tagesseminare in München und Nürnberg.

Gewerkschaftspolitisches Programm 2024

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81673 München

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Was noch kommt und was Sie verpasst haben:

Aufstieg und Fall des Individuums

Tagesseminar in München mit Prof. Dr. Gerhard Stapelfeldt am Samstag, 03.07.2021

Das Individuum wurde in der Epoche der Renaissance erstmals als Utopie geboren: als Idee des gottesebenbildlichen Menschen. Von hier führt ein Weg zu Kants Forderung, dem Menschen sei sein „eigener Wille zu brechen“ um einer vernünftigen Republik willen (1784); weiter zu Hitlers Plan der Durch-setzung einer klassenlosen, „nationalsozialistischen Volksgemeinschaft“ durch die Liquidierung des Individuums (1.10.1933).

Dagegen hat um 1944/52 der Neoliberalismus die Utopie eines durch „Konformismus“ freien Individuums gesetzt, das sich als Bürger einer undurchschaubaren Gesellschaft weiß. Nach der neoliberalen Theorie und Praxis muß es scheinen, es habe es einmal ein Individuum gegeben, das durch den (National-)Sozialismus zerstört wurde und nun durch den „freiwilligen Konformismus“ eines sozialen Atoms wieder auferstanden sei.

Dieser Geschichte des Aufstiegs und Falls des Individuums ist nachzugehen, um die Utopie des autonomen Individuums gegen den Konformismus eines neuen autoritären Charakters freizusetzen.

Prof. Dr. Gerhard Stapelfeldt lehrte von 1979 bis 2009 am Institut für Soziologie der Universität Hamburg. Seitdem arbeitet er als freier Schriftsteller in Hamburg.

Seminarzeiten: Samstag, 03.07.2021, 10:30 - 17:00 Uhr
Seminarort: Eine-Welt-Haus-München, Schwanthalerstr. 80, 80336 München, Werkstatt im Flachbau
Teilnahmebeitrag: 10 Euro (inkl. Mittagsimbiss)
Anmeldung per (Anmeldeschluss: Freitag, 25.06.2021)

Orbáns Regime in der EU

Online-Vortrag mit Eszter Kováts am Donnerstag, 01.07.2021, 20:00-21:30 Uhr

Angesichts der antidemokratischen politischen Entwicklungen in Ungarn gibt es genug Gründe zur Besorgnis für die ganze EU. Haben die Ungarn in den letzten 30 Jahren Demokratie noch nicht erlernt? Wie konnte es dreimal, 2010, 2014 und 2018 zu 2/3-Wahlsiegen der Koalition Fidesz-KDNP kommen? Welche Rolle spielen darin und im Erhalt Orbáns Systems seine Machtkonzentration, das Wahlsystem, die wirtschaftliche Lage und die Wirtschaftspolitik, die fortdauernden Ost-West-Ungleichheiten und die Opposition: Welche Verantwortung kommt dabei der deutschen Politik und der EU zu?

Der Vortrag versucht, Antworten auf diese Fragen zu geben, und im Hinblick auf die bevorstehenden Parlamentswahlen im April 2022 einige Thesen zu formulieren.

Eszter Kováts ist Politikwissenschaftlerin und Doktorandin an der Universität ELTE in Budapest. Von 2012 bis Ende 2019 war sie verantwortlich für das ostmitteleuropäische Genderprogramm der Friedrich-Ebert-Stiftung. Derzeit lebt sie in Berlin.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Münchner Volkshochschule im Rahmen von "Arbeit und Leben München".

Die Teilnahme ist kostenlos. Erforderlich ist eine Anmeldung per .

Frauenarbeit als "Sozialkitt" – Geschlechterverhältnisse im Wandel des Kapitalismus

Tagesseminar mit Dr. Alexandra Weiss am Samstag, 19.06.2021 in Nürnberg

Erwerbstätigkeit scheint heute unabhängig vom Geschlecht zu einem normalen Lebenslauf zu gehören. Doch die Verteilung bezahlter und unbezahlter Arbeit folgt nach wie vor einer geschlechtsspezifischen „Demarkationslinie“. Frauen bleiben für Reproduktionsarbeit (in Haus, Erziehung, Pflege) hauptverantwortlich und damit in der Regel ökonomisch abhängig. Arbeit haben oder nicht-haben, aber auch die Art der Arbeit und der Arbeitsvertrag sind nicht nur Ausdruck von mehr oder weniger sozialer Sicherheit, sie sind auch eng mit Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit in unserer Gesellschaft verknüpft. Im Zuge der Corona-Pandemie haben sich die damit einhergehenden Problematiken in kürzester Zeit weiter zugespitzt.

Emanzipatorische (Arbeits-)Politik muss das in den Blick nehmen und traditionelle Bilder aufbrechen. Nicht zufällig sind es immer auch die Erwerbsarbeit von Frauen und egalitärere Geschlechter- und Familienbeziehungen, die zur Zielscheibe rechter Politik werden.

Das Seminar analysiert Entwicklungen von Kapitalismus, Arbeit und Geschlechterordnungen, wie sie sich wechselseitig beeinflussen, aber auch welche Gegenbewegungen zur Gleichberechtigung der Geschlechter sich in den letzten beiden Jahrzehnten formierten.

Seminarzeiten: Samstag, 19.06.2021, 10:30 - 17:00 Uhr
Seminarort: Gewerkschaftshaus Nürnberg, Kornmarkt 5-7, 90402 Nürnberg
Teilnahmebeitrag: 10 Euro (inkl. Mittagsimbiss)
Anmeldung per (Anmeldeschluss: Freitag, 11.06.2021)

Corona-Krise im Betrieb - Empirische Erfahrungen aus Industrie und Dienstleistungen

Online-Vortrag mit Prof. Dr. Dieter Sauer am Donnerstag, 20.05.21, 20:00-21:30 Uhr

Seit Beginn der Pandemie stehen die Einschränkungen des privaten und gesellschaftlichen Lebens im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Andere Orte kollektiven Lebens, darunter große Bereiche der Arbeitswelt, sind dagegen bis heute eine Terra incognita. Allenfalls in spektakulären Fällen wie in der Fleischindustrie konnten gesundheitsgefährdende und inhumane Arbeitsverhältnisse nicht mehr ignoriert werden.

Um zu erfahren, wie die Pandemie in den arbeitsweltlichen Bezügen erlebt wird, haben die Autoren der kürzlich veröffentlichten Studie "Corona-Krise im Betrieb" mit Betriebs-, Personalrät*innen und Gewerkschaftssekretär*innen ausführliche Interviews zu folgenden Fragen geführt: Beschäftigungssicherung: mit welchen sozialen Bruchkanten? Gesundheitsschutz: mit welcher Reichweite? Stecken im Applaus für die «Held*innen der Arbeit» neue Ansätze der Aufwertung von Arbeit, gerade auch in den prekären Bereichen? Homeoffice: Veränderungen in der Arbeitsorganisation von Dauer? Wie wurde in den Betrieben die «Stunde der Exekutive» erlebt: autoritär, kooperativ, konfliktuell? Die Auswertung der Befragung erlaubt Einblicke in ein noch längst nicht abgeschlossenes Prozessgeschehen, die mehr als temporäre Bedeutung haben.

Prof. Dr. Dieter Sauer ist Sozialforscher am Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) in München. Die Studie ist im VSA-Verlag erschienen und kann online über die Seite der Rosa Luxemburg Stiftung aufgerufen werden.

Die Veranstaltung ist kostenlos. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung per erforderlich.

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