Was noch kommt und was Sie verpasst haben:
Zwischen Anpassung und Widerstand – Die Gewerkschaften und die Machtübernahme der NSDAP
Seit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 waren die drei Strömungen der deutschen Gewerkschaftsbewegung (sozialdemokratisch, christlich, liberal) in der Defensive – sowohl arbeitskampfmäßig, als auch politisch und sozial. Mit Zugeständnissen an die Reichsregierungen versuchten die Gewerkschaften, die Regierungsbeteiligung der NSDAP zu verhindern. Dies misslang jedoch vollständig. Durch Anpassung an die Regierung Hitler/Hugenberg von Januar bis Mai 1933 sollten wenigstens die Organisationen erhalten bleiben, was ebenfalls scheiterte. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten ging unmittelbar mit der Zerschlagung der gewerkschaftlichen Strukturen und der Verfolgung, Verhaftung und Ermordung zahlreicher aktiver Kolleg:innen einher.
Weitgehend unvorbereitet auf die brutale Machtausübung durch die NSDAP waren, entwickelte sich der Widerstand durch Gewerkschafter:innen in Deutschland auf der lokalen Ebene. Zu verdanken war er der Initiative von Basisfunktionär:innen vor Ort. Organisierten Widerstand auf nationaler Ebene gab es faktisch nicht.
Im Seminar nehmen wir die wesentlichen Entwicklungen dieser Jahre in den Blick. Dabei wollen wir zu klären versuchen, was die Ursachen für die eingenommene Haltung der Gewerkschaften waren: Warum schätzten sie die NSDAP und die bürgerlichen Parteien so grundlegend falsch ein? Daneben beleuchten wir den gewerkschaftlichen Widerstand exemplarisch anhand von vier unterschiedlichen Fallbeispielen.
Referent: Dr. Ernst Wolowicz, Sozialwissenschaftler
Termin: Samstag, 09.12.2023, 10:30 – 17:00 Uhr
Ort: Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71 (Rückgebäude), Seminarraum 0.1
Teilnahmebeitrag: 10 Euro (inkl. Getränke und Mittagsimbiss)
Anmeldung per Mail.
Zweiter bayerischer NSU-Untersuchungsausschuss - Bilanz und Konsequenzen
Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kiliç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter.
Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) erschütterte Deutschland mit einer Serie von zehn grausamen Morden an Menschen türkischer, kurdischer, griechischer und iranischer Herkunft, begangen zwischen 2000 und 2007. Unterstützt von einem breiten rechtsextremen Netzwerk, verübte der NSU darüber hinaus zahlreiche Mordversuche, Sprengstoffanschläge und Raubüberfälle, bevor sich die Terrorzelle am 4. November 2011 enttarnte. Bis heute sind viele Fragen und Ungereimtheiten zum NSU-Komplex ungelöst, insbesondere das Unterstützer:innen-Netzwerk, das den mörderischen Taten erst den Weg ebnete.
Fünf der zehn Morde des NSU geschahen in Bayern, davon drei in Nürnberg und zwei in München. Die Hinterbliebenen der NSU-Mordopfer in Bayern forderten seit 2020 einen neuen Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags, um eine umfassende Aufklärung zu ermöglichen. Im Mai 2022 wurde schließlich der Zweite NSU-Untersuchungsausschuss ins Leben gerufen, der bundesweit bereits der 15. seiner Art war. Ziel dieses Ausschusses war es u.a., die Rolle der bayerischen Sicherheits- und Justizbehörden zu beleuchten und mögliche Verbindungen des NSU zur bayerischen Neonazi-Szene aufzudecken. Der Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses wurde im Juli 2023 vorgelegt.
In unserer Veranstaltung wollen wir mit Expert*innen eine Bilanz ziehen und fragen, welche Konsequenzen aus dem zweiten bayerischen NSU-Untersuchungsausschuss gezogen werden.
Referent*innen:
- Vertreter*in NSU-Hinterbliebene
- Robert Andreasch von der Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München
- Gülseren Demirel, Landtagsabgeordnete BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, stellv. Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss II
Eine Kooperationsveranstaltung mit der Rosa Luxemburg Stiftung Bayern/Kurt-Eisner-Verein e.V., dem Bayerischen Flüchtlingsrat und dem Bellevue di Monaco.
Es gilt folgender Einlassvorbehalt:
Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch antisemitische, nationalistische, rassistische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen.
Termin: Dienstag, 07.11.2023, 19:00 – 21:00 Uhr
Ort: Kurt-Eisner-Verein, Westendstr. 19, 80339 München
Die Teilnahme ist kostenlos.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Antifaschismus - notweniger denn je?!
Nach einer Einleitung zur Frage, wann der "Faschismus" beginnt (faschistische Vorgeschichte) soll die Frage nach Formen und Inhalten der politischen Herrschaftslogik des Faschismus geklärt werden.
Historisches: Antifa-Bewegung(en) der 1920er und 1930er Jahre bis hin zum Widerstand in Deutschland (Positionen der Komintern, der KPD/O und der SPD; Wilhelm Reich, Ernst Bloch u.a.), Überleitung zu aktuellen Faschismusformen und -inhalten und zentralen Ideologeme des heutigen Faschismus und seiner bürgerlichen Unterstützergruppen, Antiliberalismus, Antikommunismus u.a.
Anschließend die Frage: Was heißt das alles für einen aktuellen Antifaschismus?
Referent: Prof. Dr. Klaus Weber, lehrt Psychologie und Gesellschaftswissenschaften an der Hochschule München für Angewandte Wissenschaften und ist Autor zahlreicher antifaschistischer Bücher. Schwerpunkte seiner theoretischen Arbeit sind: Faschismustheorien, Subjekttheorien, Rassismus und Erinnerungspolitik. Veröffentlichungen im Neuen Deutschland, in Konkret und anderen gesellschaftskritischen Zeitungen und Zeitschriften.
Eine Kooperationsveranstaltung des DGB Bildungswerk Bayern, des Kurt-Eisner-Vereins/Rosa-Luxemburg-Stiftung Bayern und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Stadtverband München.
Termin: Dienstag, 14.11.2023, 18:00 – 20:00 Uhr
Ort: Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71 (Rückgebäude), Seminarraum 0.1
Die Teilnahme ist kostenlos.
Anmeldung per Mail.
Arbeit und Ökologie im 21. Jahrhundert – Perspektiven einer verbindenden Gewerkschaftspolitik
Wir wissen alle, dass die Klimakrise globalen Charakter hat. Allerdings erfolgt mittlerweile auch die Organisation von Arbeit und Produktion längst nicht mehr lokal oder national, sondern weltumspannend. Wie hängen nun Arbeit und Ökologie zusammen, was hat das mit neoliberaler Globalisierung zu tun und welche Ansätze einer solidarischen, demokratischen Arbeitspolitik sind notwendig? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Seminars.
Wir arbeiten einerseits entlang von Texten und theoretisch, fragen aber immer wieder auch nach unseren eigenen konkreten Arbeits- und Lebensweisen als Bestandteil der ungleichen Weltvergesellschaftung. Dabei integrieren wir auch geographische Problematiken. Denn es stellt sich die Frage, wie sich die oft gebrauchten Begriffe "globaler Norden" und "globaler Süden" verstehen lassen: Ist der globale Süden tatsächlich so weit entfernt, wie oft behauptet? Und wie hängt die wachsende gesellschaftliche Polarisierung "bei uns" im Norden mit der globalen Struktur der Ausbeutung von Mensch und Natur sowie den daraus resultierenden Ungleichheiten zusammen?
Referentin: Prof. Dr. Stefanie Hürtgen, Politikwissenschaftlerin an der Universität Salzburg.
Termin: Samstag, 11.11.2023, 10:30 – 17:00 Uhr
Ort: Gewerkschaftshaus Nürnberg, Kornmarkt 5-7, 90402 Nürnberg
Teilnahmebeitrag: 10 Euro (inkl. Mittagsimbiss)
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