Was noch kommt und was Sie verpasst haben:
19. Juli: Novemberrevolution 1918/19 und Rätebewegungen
Dabei geht es in erster Linie darum, neben einer Skizze der wichtigsten Ereignisse die Positionen und das Verhalten der diversen Organisationen der Arbeiterbewegung in den Blick zu nehmen, selbstverständlich nicht zuletzt das Agieren der freien Gewerkschaften und ihrer Führungen.
Es soll versucht werden, dieses Verhalten zu analysieren, v. a. aber dessen theoretisch-ideologische Grundlagen und deren Defizite. Dieses Herangehen unterscheidet sich von moralischen Verurteilungen verschiedenster Art und von Verratsvorwürfen, die letztlich analytisch in der Sackgasse psychologischer Deutungen enden. Denn entscheidend ist doch dies: Warum hat eine Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, die als die kräftigste ihrer Zeit galt und international großes Ansehen genoss, einerseits von 1914 bis 1918 auf die nationale Karte gesetzt und welche waren die Motive und Gründe, die nach dem Krieg ein Bündnis mit den alten Eliten auf der Grundlage kapitalistischer Eigentumsstrukturen ermöglichten? Welche Vorstellungen von Ökonomie und Nationalstaat waren es, die solches ermöglichten? Und nicht zuletzt: Welche Schlüsse sind von uns daraus zu ziehen?
Der zweite Schwerpunkt des Seminars besteht in der Behandlung der Rätebewegungen dieser Zeit, mit besonderer Berücksichtigung der Entwicklung in München und Bayern und deren gewaltsamer Niederschlagung.
Der dritte Teil des Seminars widmet sich dem Übergang von der Novemberrevolution zur Gründung der bürgerlich-demokratischen Republik von Weimar, bevor am Ende des Seminars beide Referenten mit kurzen Thesen zur Einschätzung die Abschlussdiskussion einleiten.
Referenten:
Dr. Ernst Wolowicz, Sozialwissenschaftler
Wolfgang Veiglhuber, DGB Bildungswerk Bayern
Anmeldeschluss: Montag, 14. Juli 2014
Seminarbeginn: Samstag, 19. Juli, 9:30 Uhr
Seminarende: Samstag, 19. Juli, 17:30 Uhr
Seminarort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung: siehe Flyer
24. Juni: Die Ursachen des 1. Weltkrieges im Lichte aktueller Kontroversen
Vor 100 Jahren wurde der 1. Weltkrieg begonnen. Der entsetzliche millionenfache Tod von Soldaten und Zivilisten wird hinsichtlich der Verursacher bis heute kontrovers diskutiert. Weniger diskutiert wird allerdings über seine Ursachen. Gerade publikumswirksame Buchveröffentlichungen der jüngsten Zeit haben Diskussionen hervorgerufen, denen die Relativierung der politischen Verantwortung des Deutschen Kaiserreichs für diesen Krieg allzu deutlich anzumerken ist.
Für die Gewerkschaften ist es zudem von besonderer Bedeutung, das damalige Verhalten der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung und deren Repräsentanten kritisch zu reflektieren. Wie förderte der positive Bezug auf Nation, Volk und Vaterland die Zustimmung zum Krieg mit all den grausamen Konsequenzen?
Dr. Reiner Tosstorff, Historiker an der Universität Mainz, wird in seinem Vortrag die Ursachen des 1. Weltkrieges umreißen, die aktuellen Kontroversen bewerten und einen besonderen Blick auf das seinerzeitige Verhalten von SPD und Gewerkschaften werfen. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zur Diskussion.
Uhrzeit: Dienstag, 24. Juni 2014, 19:00 – 22:00 Uhr
Seminarort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
21. Juni 2014: Kapitalismuskritik und die Frage nach den Alternativen
Fehler in der Erklärung der Ursachen einer störenden Wirkung setzen sich gewöhnlich in einem falschen Lösungsvorschlag fort. Wer sich Armut als Folge von Marktversagen erklärt, sucht nach Alternativen der Marktregulierung. Wer sich Armut als notwendige Folge der marktwirtschaftlichen Produktionsverhältnisse erklärt, will diese Verhältnisse abschaffen. Jede Alternative zur kapitalistischen Wirklichkeit ist daher nur so gut wie die ihr zugrunde liegende Erklärung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, zu denen sie eine Alternative sein soll. Dementsprechend geht es in diesem Seminar nicht darum, unabhängig von den Gründen für weltweit zu beobachtende Verarmungsprozesse eine bessere Welt auszumalen, sondern darum, aus der kritischen Erklärung des Kapitalismus die Grundprinzipien einer Ökonomie und Gesellschaft jenseits dieses Produktionsverhältnisses abzuleiten. Kritik und Alternativen werden so zusammengebracht.
Da die Frage nach der Alternative zur globalisierten marktwirtschaftlichen Gesellschaftsordnung gerne mit dem Hinweis auf das Scheitern des „Realsozialismus“ zurückgewiesen wird, bzw. dieses Scheitern in den Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegungen zu starker Verunsicherung geführt hat, soll die Auseinandersetzung mit den Fehlern der „Realsozialisten“ im Seminar ausführlich erfolgen. Dabei soll ausgiebig die Frage erörtert werden, ob es nur um eine bessere Marktregulierung geht oder ob die Aufhebung des Kapitalismus anzustreben ist.
Referent: Dr. Hermann Lueer
Anmeldeschluss: Freitag, 13. Juni 2014
Seminarbeginn: Samstag, 21. Juni, 10:00 Uhr
Seminarende: Samstag, 21. Juni 2014, 17:30 Uhr
Seminarort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung: siehe Flyer
24. Mai 2014: Reihe zum 1. Weltkrieg: „Kriegssozialismus“
Diskutiert werden soll die Entwicklung von der für viele Zeitgenossen überraschenden und nicht selten als „Verrat“ gebrandmarkten Befürwortung des Krieges durch SPD und Gewerkschaften im Sommer 1914 bis zum Beginn der Novemberrevolution 1918, die den Frieden ermöglichte.
Auffällig sind dabei die plötzlichen Kurswechsel der Arbeiterbewegung: von angeblicher nationaler Euphorie zu Kriegsbeginn über wachsenden Unmut bis hin zu politischen Streiks und massenhafter Radikalisierung seit 1916. Blickt man tiefer, wird klar, dass der Krieg Widersprüche offenlegte, die schon länger angelegt waren. Trotz organisatorischer Einheit gab es die unterschiedlichsten Vorstellungen zum politischen Kurs der sozialistischen Bewegung, die im Krieg grell hervortraten. Doch durch die Dominanz der Kriegsfrage ergaben sich auch Kombinationen, die dem gewohnten rechts-links-Schema widersprechen: nicht nur bekannte Persönlichkeiten der Linken wie Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, sondern auch Revisionisten und Zentrum der SPD wie Eduard Bernstein und Karl Kautsky sprachen sich gegen den Krieg aus. Die Auseinandersetzung war zudem nicht beschränkt auf die Flügelkämpfe in der SPD: es war die Gewerkschaftsbasis, die mit den Massenstreiks ab 1916 diewirksamsten Zeichen gegen den Krieg setzte und die Novemberrevolution vorbereitete.
Das Seminar will einen Überblick über Akteure, Ideen und Handlungen der Arbeiterbewegung von 1914 bis 1918 geben. Ziel ist dabei nicht das rückblickende Finden einer einzig richtigen Strategie, sondern das Nachvollziehen von Interessen und Konflikten, die zur Neuorganisation der politischen Landschaft führten.
Referent: Dr. Ralf Hoffrogge, Historiker
Anmeldeschluss: Montag, 19. Mai 2014
Seminarbeginn: Samstag, 24. Mai 2014, 9:30 Uhr
Seminarende: Samstag, 24. Mai 2014, 17:30 Uhr
Seminarort: DGB-Haus München Schwanthalerstraße 64 80336 München
Foto: ver.di-Archiv
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