Gestalten der Gegenaufklärung – Von den katholischen Gegenrevolutionären bis zur postmodernen Kritik an "kultureller Aneignung"
Die gegenwärtige Zerstörung der Vernunft reicht tiefer und ist weiter fortgeschritten, als viele glauben. Auch im Lager derer, die heute 'fake news' und Rechtspopulismus anklagen, gibt es philosophische und gesellschaftstheoretische Positionen, die dem Irrationalismus der kritisierten Rechten in nichts nachstehen. Oft sind die theoretischen Quellen beider Seiten identisch – es sind Denker wie Nietzsche, Schmitt oder Heidegger, auf die man sich hier wie dort positiv bezieht. In Uniseminaren und Thinktanks, bei Antirassismus-Trainings und Integrationsbeauftragten, in Medien und bei Politaktivisten verschiedenster Couleur hat sich eine ideologische Querfront formiert. Demonstrativ bekämpft man die rationalistischen Grundmotive der Aufklärung und beschwört ein numinoses 'Heterogenes' oder 'Anderes': das Individuum wird in repressiven Kollektiven, Affektströmen oder einem Machtgeschehen aufgelöst, dem höchstens noch ein antiegalitärer, aristokratischer Individualismus herrschender Eliten oder Diskursingenieure zur Seite gestellt wird.
Das Seminar führt in Grundmotive radikalkonservativen Denkens ein. Es wird untersucht, auf welche Widersprüche der klassischen Aufklärung der Konservatismus reagiert und welche Kontinuitäten es zwischen konservativen Positionen und postmodernen Ansätzen in der gegenwärtigen Identitätspolitik gibt.
Referent: PD Dr. Ingo Elbe, Privatdozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg.
Letzte Buchveröffentlichung zum Thema: Gestalten der Gegenaufklärung. Untersuchungen zu Konservatismus, politischem Existentialismus und Postmoderne, 2. überarb. Aufl., Würzburg 2021. Online-Texte unter: https://uol.de/philosophie/pd-dr-ingo-elbe/publikationen
Termin: Samstag, 08.10.2022, 10:30 – 17:00 Uhr
Ort: Eine-Welt-Haus München, Schwanthalerstr. 80, 80336 München
Teilnahmebeitrag: 10 Euro (inkl. Getränke und Mittagsimbiss)
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