3. Dezember: Faschismustheorien
In vielen Gesellschaften weltweit haben derzeit politische Strömungen Konjunktur, die sich der Extremen Rechten zuordnen lassen. Es handelt sich dabei um Reaktionen auf Krisen des modernen, globalen Kapitalismus. Was die extrem rechten Gruppierungen bewirken – nämlich gesellschaftlichen Stillstand und Rückschritt, Abschottung, Ausgrenzung, Vertreibung, Krieg, Terror und Massenmord – verschärft die globalen Krisenerscheinungen noch zusätzlich und gibt Nationalismus, Rassismus und religiösem Fanatismus weiteren Auftrieb. Vereinzelt wird bereits die Befürchtung geäußert, die Menschheit stünde am Beginn einer neuen Epoche des Faschismus. (Die klassische Epoche des Faschismus währte vom Ende des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.)
In Zeiten wie diesen steigt das Interesse an theoretischen Verständnis- und Orientierungshilfen und damit auch das Interesse an den Faschismustheorien, die es seit knapp 100 Jahren gibt – seit dem ersten Emporkommen eines Faschismus in Italien. Bei den Faschismustheorien geht es um die Beschreibung und Erklärung des Faschismus als politische Ideologie und Bewegung, Herrschafts-, Organisations- und Praxisform in der weltweiten kapitalistischen Moderne. Faschismustheorien liefern noch keine direkte Anleitung zur Bekämpfung des Faschismus, sondern eher Sehhilfen und Werkzeuge, mit denen sich Erscheinungen der Extremen Rechten untersuchen, einordnen und vergleichen lassen. Bestenfalls helfen Faschismustheorien also dabei, eine Grundlage und einen Rahmen für die Entwicklung wirksamer antifaschistischer Strategien zu schaffen.
Erschwert wird die Sache dadurch, dass der Faschismusbegriff wie kaum ein anderer Begriff durch inflationären polemischen Gebrauch entwertet wurde und wird – insbesondere von linker Seite. Das Seminar befasst sich daher in einem ersten Schritt mit der Rekonstruktion eines sinnvoll anwendbaren Faschismusbegriffs. In einem zweiten Schritt werden dann die wichtigsten Stränge der Faschismustheorien vorgestellt. Das ganze Seminar hindurch wird gefragt, wie sich die historisch entstandenen Begriffe und Modelle auf die Herausforderungen der heutigen Zeit beziehen lassen.
Das Seminar wendet sich an Kolleginnen und Kollegen, die sich bisher kaum mit dieser Thematik befasst haben und an Kolleginnen und Kollegen, die sich in DGB, Gewerkschaften und Gewerkschaftsjugend gegen Rechts engagieren.
Referent:
Mathias Wörsching, Historiker und Politologe aus Berlin, betreibt die Internetseite faschismustheorie.de und wird 2017 ein Einführungsbuch zum Thema in der Reihe theorie.org des Schmetterling-Verlags veröffentlichen.
Anmeldeschluss: Freitag, 25. November 2016
Seminarbeginn: Samstag, 3. Dezember 2016, 10:00 Uhr
Seminarende: Samstag, 3. Dezember 2016, 17:30 Uhr
Teilnahmebeitrag: 5 Euro
Seminarort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung: per Mail