24. Mai 2014: Reihe zum 1. Weltkrieg: „Kriegssozialismus“
Diskutiert werden soll die Entwicklung von der für viele Zeitgenossen überraschenden und nicht selten als „Verrat“ gebrandmarkten Befürwortung des Krieges durch SPD und Gewerkschaften im Sommer 1914 bis zum Beginn der Novemberrevolution 1918, die den Frieden ermöglichte.
Auffällig sind dabei die plötzlichen Kurswechsel der Arbeiterbewegung: von angeblicher nationaler Euphorie zu Kriegsbeginn über wachsenden Unmut bis hin zu politischen Streiks und massenhafter Radikalisierung seit 1916. Blickt man tiefer, wird klar, dass der Krieg Widersprüche offenlegte, die schon länger angelegt waren. Trotz organisatorischer Einheit gab es die unterschiedlichsten Vorstellungen zum politischen Kurs der sozialistischen Bewegung, die im Krieg grell hervortraten. Doch durch die Dominanz der Kriegsfrage ergaben sich auch Kombinationen, die dem gewohnten rechts-links-Schema widersprechen: nicht nur bekannte Persönlichkeiten der Linken wie Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, sondern auch Revisionisten und Zentrum der SPD wie Eduard Bernstein und Karl Kautsky sprachen sich gegen den Krieg aus. Die Auseinandersetzung war zudem nicht beschränkt auf die Flügelkämpfe in der SPD: es war die Gewerkschaftsbasis, die mit den Massenstreiks ab 1916 diewirksamsten Zeichen gegen den Krieg setzte und die Novemberrevolution vorbereitete.
Das Seminar will einen Überblick über Akteure, Ideen und Handlungen der Arbeiterbewegung von 1914 bis 1918 geben. Ziel ist dabei nicht das rückblickende Finden einer einzig richtigen Strategie, sondern das Nachvollziehen von Interessen und Konflikten, die zur Neuorganisation der politischen Landschaft führten.
Referent: Dr. Ralf Hoffrogge, Historiker
Anmeldeschluss: Montag, 19. Mai 2014
Seminarbeginn: Samstag, 24. Mai 2014, 9:30 Uhr
Seminarende: Samstag, 24. Mai 2014, 17:30 Uhr
Seminarort: DGB-Haus München Schwanthalerstraße 64 80336 München
Foto: ver.di-Archiv