16. November: ZeitGenössischer Antisemitismus
Linker Antisemitismus ist schwer zu erkennen, da er sich nicht in Nazi-Uniform kleidet, sich nicht offen hasserfüllt gegen Jüdinnen und Juden richtet. Diese Form des Antisemitismus wird in demokratischen Räumen häufig toleriert. Bei Gewerkschaften, Kirchen, linken oder liberalen politischen Stelldichein, bei bürgerlichen Talk-Runden oder in Seminaren radikaler Intellektueller sowie unter Genossinnen und Genossen ist linker Antisemitismus durchaus anzutreffen.
David Hirsh beschreibt in seinem Vortrag, wie sich Kritik an israelischer Politik in Antisemitismus wandelt und wie sich die Kämpfe um die Definition von Antisemitismus aktuell darstellen. Es geht auch darum, wie diejenigen, die Antisemitismus heute als antisemitisch entlarven und kritisieren, inzwischen angegangen werden - sie sollen schweigen.
Israel-Feindlichkeit ist, so Hirshs Befund, geradezu Ausweis und identitätstiftender Marker einer oppositionellen Haltung zu Neoliberalismus und globalem Kapitalismus geworden. Die "Gemeinschaft der Guten" kultiviere damit ein hochproblematisches Bild von der Mehrheit der Jüdinnen und Juden.
Der Vortrag, mit dem Hirsh derzeit unterwegs ist, findet in englischer Sprache statt. Aktuell ist keine Übersetzung vorgesehen.
Referent:
David Hirsh ist Lehrbeauftragter für Soziologie am Goldsmiths College, London, Mitglied der Labour Party und des Jewish Labour Movements sowie Gründer von "Engage", einer Kampagne gegen den akademischen Israelboykott. In seinem 2017 bei Routledge erschienen Buch "Contemporary Left Antisemitism" beleuchtet er aktuelle Debatten über den Zusammenhang von Antizionismus und Antisemitismus.
Beginn: Donnerstag 16. November 2017, 19:30 Uhr
Veranstaltungsort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Veranstalter: DGB Bildungswerk Bayern in Kooperation mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG München
Eintritt: kostenlos
Die Veranstaltenden behalten sich vor, Personen, die in der Vergangenheit rassistisch, antisemitisch oder menschenfeindlich in Erscheinung getreten sind oder rassistischen, antisemitischen oder menschenfeindlichen Organisationen angehören, den Eintritt zur Veranstaltung zu verwehren.