DGB Bildungswerk Bayern
Diskussionsveranstaltung: Pandemie trifft Klassengesellschaft
Inzwischen sind nach offiziellen Angaben mehr als 130.000 Menschen in Deutschland (Stand 4. April) an der Corona-Pandemie gestorben, einige hunderttausend Menschen dürften an Langzeitfolgen leiden. Aber wir müssen nach vorne schauen und mit dem Virus leben, lautet die Botschaft. Seit die Kapazitäten der Intensivmedizin zum entscheidenden Kriterium erklärt und die Inzidenz abgewertet wurde, gilt das Sterben in geordneten Bahnen als Maßstab für erfolgreiches politisches Handeln.
Manches Versäumnis, von der Schließung der Impfzentren bis zum kostenpflichtigen Testen, wird in den Talkshows thematisiert, aber immer nur als Vorspiel zur Pointe, dass es nichts bringe, über Fehler zu reden, sondern nach vorne geschaut und ohne parteipolitischen Zwist die nationale Kraftanstrengung gemeistert werden müsse. Der Impfstoffmangel in den Armutsregionen dieser Welt spielt sowieso keine Rolle, am Patentschutz wird nicht gerüttelt, gilt es doch, einer deutschen Firma, Biontech, eine überragende Position auf dem Weltmarkt zu sichern.
Die Corona-Pandemie ist keine Naturkatastrophe, sondern menschengemacht, weil die Wahrscheinlichkeit des Überspringens von gefährlichen Viren auf Menschen mit der Abholzung von Wäldern, massenhaftem Wildtierhandel und Massentierhaltung zusammenhängt. Das Virus trifft auch nicht alle gleichermaßen, sondern die ärmeren Teile der Bevölkerung überdurchschnittlich. Sie leben in engen Wohnungen, fahren mit öffentlichen Transportmitteln zur Arbeit oder verlieren ihre Jobs. Sie infizieren sich häufiger und sterben eher. Pandemie trifft Klassengesellschaft.
Es referieren und diskutieren: Thomas Ebermann, Kabarettist und Publizist, und Nadja Rakowitz, Medizinsoziologin, Geschäftsführerin des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte (vdää) und im Bündnis Krankenhaus statt Fabrik. Die Moderation übernimmt Julia Killet (Kurt-Eisner-Verein/Rosa Luxemburg Stiftung Bayern).
Veranstalter:innern: DGB Bildungswerk Bayern, Kurt-Eisner-Verein/Rosa Luxemburg Stiftung Bayern, Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München, Mittwochsdisko Dießen, NaturFreunde Deutschlands-Bezirk München e.V.
Mittwoch, 25.05.2022 ab 19 Uhr in der AIDS-Hilfe München (Studio im Mittelbau), Lindwurmstraße 71 (Nähe U-Bahn Kapuzinerstraße). Die Teilnahme ist kostenlos.
Wozu noch Utopien? Die politische Bedeutung des Denkens von Alternativen
Als Gegenentwürfe zur jeweils herrschenden Gesellschaftsordnung bilden Utopien seit der Antike ein wichtiges Element der Kritik bestehender Verhältnisse und der Suche nach gesellschaftlichen Alternativen. In der politischen und akademischen Sprache der Gegenwart kommt den Worten ‚Utopie‘ und ‚utopisch‘ jedoch fast nur noch ein abwertender und negativer Sinn zu. Utopien gelten hier primär als verhängnisvolle Illusionen und Träumereien, die in einen klaren Gegensatz zur ‚Realpolitik‘ und zur ‚sachlichen Analyse‘ gestellt werden. Angesichts akuter gesellschaftlicher Krisen, die grundlegende politisch-ökonomische Transformationen immer dringlicher erscheinen lassen, gibt es aber auch vermehrte Forderungen nach neuen Utopien.
Das Seminar setzt sich mit der Rolle und Problematik des utopischen Denkens in klassischen und neueren Ansätzen der Gesellschaftstheorie auseinander und fragt nach dessen aktueller (gewerkschafts-)politischen Rolle. Diskutiert werden aber auch die Probleme und Gefahren, die mit einem blinden Utopismus ebenso verbunden sind, wie mit dem Utopieverlust in einer Politik der vermeintlichen Alternativlosigkeit.
Referent: Dr. Tino Heim, Institut für Soziologie der Technischen Universität Dresden
Termin: Samstag, 07.05.2022, 10:30 – 17:00 Uhr
Ort: Eine-Welt-Haus München, Schwanthalerstr. 80, 80336 München
Teilnahmebeitrag: 10 Euro (inkl. Mittagsimbiss)
Anmeldung per Mail.
Die modernen Wanderarbeiter*innen - Arbeitsmigrant*innen im Kampf um ihre Rechte
Sie arbeiten in Schlachthöfen, in der Pflege, auf dem Bau, in der Logistikbranche oder der Landwirtschaft, aber auch im industriellen Sektor und ihre Ausbeutung bildet zunehmend die Grundlage des deutschen Exportmodells: Zeitlich befristete Arbeitsmigrant*innen, die regelmäßig für einige Wochen oder Monate ihre Heimat verlassen, um in Deutschland zu arbeiten.
Obwohl sie überall präsent sind und ohne sie die Produktion in zahlreichen Wirtschaftszweigen zum Erliegen kommen würde, bleiben sie doch meist gesellschaftlich unsichtbar. Gekennzeichnet ist die Arbeit dieser modernen Wanderarbeiter*innen durch lebensgefährliche Arbeitsbedingungen, systematischen Lohnraub und die Umgehung arbeitsrechtlicher Normen.
Kathrin Birner und Stefan Dietl beschreiben eindringlich die prekären Arbeits- und Lebensverhältnisse, die den Alltag von Arbeitsmigrant*innen in Deutschland prägen und die zuletzt, beispielsweise in der Fleischindustrie und im landwirtschaftlichen Sektor, auch medial für Aufsehen sorgten. Daneben beschäftigen sie sich mit dem Widerstand der Betroffenen, berichten von Baustellenbesetzungen, Streiks oder Demonstrationen und skizzieren die bisher wenig beachteten Ansätze der gemeinsamen Organisierung von Wanderarbeiter*innen im Kampf für ihre Rechte. Ihr Buch ist im Unrast-Verlag erschienen.
Termin: Mittwoch, 04.05.2022, 19:00 – 21:00 Uhr
Ort: Eine-Welt-Haus München, Schwanthalerstr. 80, 80336 München
Die Teilnahme ist kostenlos.
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Russlands Krieg gegen die Ukraine
Der Krieg ist zurück in Europa. Seit Russland am 24. Februar die Ukraine überfallen hat, werden auch auf dem europäischen Kontinent wieder Städte mit Raketen und Artillerie beschossen, sterben Tausende Menschen, müssen Millionen fliehen. Wie kam es zu dem zweiten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in Europa seit 1990? Hätte er sich verhindern lassen? Welche Rolle spielte die NATO im Vorfeld des Krieges? Welche langfristigen Folgen wird er – über das Leid der Betroffenen und über die Zerstörungen hinaus – haben?
Referent: Jörg Kronauer, Journalist und Buchautor, Redaktionsmitglied von German Foreign Policy.
Die Teilnahme ist kostenlos. Erforderlich ist eine Anmeldung per Mail.
Faschismustheorien in Zeiten des Rechtsrucks
Was ist eigentlich Faschismus und wo droht er aktuell?
Das Erstarken der extremen Rechten vielerorts auf der Welt während der letzten Jahre hat dazu geführt, dass wieder verstärkt über Faschismus gesprochen und diskutiert wird. Doch das Wort „Faschismus“ diente schon immer nicht nur als sinnvolle Analysekategorie, sondern auch als grenzenlos gebrauchter Kampfbegriff. Insbesondere von linker Seite wurde dieser Begriff nicht selten auf alle möglichen autoritären und menschenfeindlichen Tendenzen ausgeweitet und dadurch analytisch entwertet.
Trotzdem lassen sich aus den jahrzehntelangen Forschungen und Theoriedebatten zum Faschismus einige Erkenntnisse gewinnen, die für heutige Herausforderungen wichtig sind. Im ersten Block des Seminars („Was ist Faschismus?“) soll ein sinnvoll anwendbarer, einigermaßen genauer Faschismusbegriff erarbeitet werden. Als Bezugspunkt dient dabei die historische Epoche des Faschismus zwischen dem Ende des Ersten und dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1918-1945). Grundgedanken und Hauptströmungen der Faschismustheorie werden vorgestellt.
Im zweiten Block des Seminars („Wo droht Faschismus?“) wollen wir schauen, was uns die historisch gebildeten Kriterien und Begriffe für die heutige Zeit zu sagen haben: Lassen sich „Damals“ und „Heute“ überhaupt vergleichen? Entstehen oder existieren auch heute faschistische Massenbewegungen oder sogar Herrschaftssysteme? Müssen wir vielleicht sogar eine neuerliche Epoche des Faschismus befürchten? Im Fokus stehen dabei die Verhältnisse in Deutschland und Europa.
Referent: Mathias Wörsching, Historiker und Politikwissenschaftler, Betreiber der Webseite faschismustheorie.de und Autor des Buchs Faschismustheorien (Schmetterling-Verlag).
Termin: Samstag, 02.04.2022, 10:30 – 17:00 Uhr
Ort: Gewerkschaftshaus Nürnberg, Kornmarkt 5-7, 90402 Nürnberg
Teilnahmebeitrag: 10 Euro (inkl. Mittagsimbiss)
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