DGB Bildungswerk Bayern
Das neue Münchenprogramm ist draußen!
Der Programmzeitraum umfasst die Monate Januar bis Juni; Anmeldungen sind ab sofort möglich – am schnellsten geht das über die Online-Kurssuche. Neben den „Klassikern“ finden sich im Progamm des DGB Bildungswerks München auch wieder eine ganze Reihe neuer Veranstaltungen zu aktuellen, historischen oder „exotischen“ Themen der unterschiedlichsten Art. Das DGB Bildungswerk wünscht viel Spaß beim Lesen und freut sich wie immer auf zahlreiche Anmeldungen!
Wer das Heft nicht bereits per Postversand erhalten hat, kann hier einen Blick hineinwerfen. Natürlich schicken wir es auf Wunsch auch gern kostenlos zu.
26. November: Die Strategie der „Querfront“
Historisch werden unter „Querfront“ Versuche verstanden, nationalistische und sozialistische Positionen zu verbinden und auf dieser Grundlage eine gemeinsame Machtperspektive gegen die Weimarer Republik zu entwickeln. Unterstellt war dabei, es gäbe Übereinstimmungen in der Systemgegnerschaft auf beiden Seiten, also zwischen Linken und Rechten. Neben nationalbolschewistischen Strömungen gilt als bekanntestes historisches Beispiel das Bestreben des Reichskanzlers Kurt von Schleicher, 1932 mit rechten Sozial-demokraten, dem ADGB und den NSDAP-Leuten um die Brüder Otto und Gregor Strasser zusammenzuarbeiten und eine autoritäre Ordnung zu etablieren. Auch im Neonazismus seit den 70er Jahren waren immer wieder Bestrebungen zu beobachten, eine solche Orientierung zu verbreitern. Auch gegenwärtig finden intensive Diskussionen über Querfrontbestrebungen statt, etwa über die Mahnwachen für den Frieden oder die Etablierung der Zeitschrift „Compact“ des Jürgen Elsässer.
Umstritten sind auch Ansätze, das Flüchtlingselend in nationalistischen Kategorien zu interpretieren. Zu all dem gehört auch die Grundsatzfrage: was ist von einer „Kapitalismuskritik“ zu halten, die nicht die Totalität des Kapitalverhältnisses – also industrielles Kapital, zinstragendes Kapital, Staat und Nation – in den Blick nimmt, sondern die Finanzsphäre als das eigentlich zu Kritisierende begreift? Und was von einer durch nichts zu erschütternden Staatsfixierung in politisch ganz unterschiedlichen Lagern. Statt Kapitalismus- und Staatskritik stoßen wir häufig auf Verschwörungsformeln, die Analyse von Ökonomie, Gesellschaft und Staat entlang der Kategorien von „gut“ und „böse“ sowie die Personalisierung ökonomischer und gesellschaftlicher Strukturen.
Referent:
Volkmar Wölk, Publizist
Anmeldeschluss: Freitag, 18. November 2016
Seminarbeginn: Samstag, 26. November 2016, 10:00 Uhr
Seminarende: Samstag, 26. November 2016, 17:30 Uhr
Teilnahmebeitrag: 5 Euro
Seminarort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung: per Mail
3. Dezember: Faschismustheorien
In vielen Gesellschaften weltweit haben derzeit politische Strömungen Konjunktur, die sich der Extremen Rechten zuordnen lassen. Es handelt sich dabei um Reaktionen auf Krisen des modernen, globalen Kapitalismus. Was die extrem rechten Gruppierungen bewirken – nämlich gesellschaftlichen Stillstand und Rückschritt, Abschottung, Ausgrenzung, Vertreibung, Krieg, Terror und Massenmord – verschärft die globalen Krisenerscheinungen noch zusätzlich und gibt Nationalismus, Rassismus und religiösem Fanatismus weiteren Auftrieb. Vereinzelt wird bereits die Befürchtung geäußert, die Menschheit stünde am Beginn einer neuen Epoche des Faschismus. (Die klassische Epoche des Faschismus währte vom Ende des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.)
In Zeiten wie diesen steigt das Interesse an theoretischen Verständnis- und Orientierungshilfen und damit auch das Interesse an den Faschismustheorien, die es seit knapp 100 Jahren gibt – seit dem ersten Emporkommen eines Faschismus in Italien. Bei den Faschismustheorien geht es um die Beschreibung und Erklärung des Faschismus als politische Ideologie und Bewegung, Herrschafts-, Organisations- und Praxisform in der weltweiten kapitalistischen Moderne. Faschismustheorien liefern noch keine direkte Anleitung zur Bekämpfung des Faschismus, sondern eher Sehhilfen und Werkzeuge, mit denen sich Erscheinungen der Extremen Rechten untersuchen, einordnen und vergleichen lassen. Bestenfalls helfen Faschismustheorien also dabei, eine Grundlage und einen Rahmen für die Entwicklung wirksamer antifaschistischer Strategien zu schaffen.
Erschwert wird die Sache dadurch, dass der Faschismusbegriff wie kaum ein anderer Begriff durch inflationären polemischen Gebrauch entwertet wurde und wird – insbesondere von linker Seite. Das Seminar befasst sich daher in einem ersten Schritt mit der Rekonstruktion eines sinnvoll anwendbaren Faschismusbegriffs. In einem zweiten Schritt werden dann die wichtigsten Stränge der Faschismustheorien vorgestellt. Das ganze Seminar hindurch wird gefragt, wie sich die historisch entstandenen Begriffe und Modelle auf die Herausforderungen der heutigen Zeit beziehen lassen.
Das Seminar wendet sich an Kolleginnen und Kollegen, die sich bisher kaum mit dieser Thematik befasst haben und an Kolleginnen und Kollegen, die sich in DGB, Gewerkschaften und Gewerkschaftsjugend gegen Rechts engagieren.
Referent:
Mathias Wörsching, Historiker und Politologe aus Berlin, betreibt die Internetseite faschismustheorie.de und wird 2017 ein Einführungsbuch zum Thema in der Reihe theorie.org des Schmetterling-Verlags veröffentlichen.
Anmeldeschluss: Freitag, 25. November 2016
Seminarbeginn: Samstag, 3. Dezember 2016, 10:00 Uhr
Seminarende: Samstag, 3. Dezember 2016, 17:30 Uhr
Teilnahmebeitrag: 5 Euro
Seminarort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung: per Mail
Seminarprogramm 2017 auf dem Weg!
Das kommende Jahr stellt uns mal wieder vor die Wahl. Der Bundestag wird gewählt, die Amtsperiode des Betriebsrates neigt sich dem Ende zu und wird durch die Wahlvorstandsschulungen ab Herbst 2017 eingeläutet.
Auch für die Vertreterinnen und Vertreter der betrieblichen Interessenvertretung wird die Entscheidung nicht leicht, denn sie können darüber hinaus aus 156 Seminaren an 43 Orten wählen. Das Seminarprogramm wird in diesen Tagen an 3.500 Betriebs- und Personalratsgremien versendet. Hier gibt es das neue Seminarprogramm als PDF zum Herunterladen. Und natürlich sind die Seminare auch in unserer Suche zu finden.
Wir haben uns bemüht, auch ganz neue Seminartypen anzubieten. Eines ist zum Beispiel: "Möglichkeiten bei der betrieblichen Integration von Flüchtlingen" am 17. Januar in München.
Der Seminarplan des gewerkschaftspolitischen Seminarprogramms folgt in Kürze.
12. November: Staat und Recht bei Gramsci und Paschukanis
Den sowjetischee Rechtstheoretiker Jewgeni Bronislawowitsch (Eugen) Paschukanis (1891-1937) entwickelt grundlegende Bestimmungen des Rechts (und damit des Staats) aus zentralen Kategorien des Marxschen „Kapital“, insofern er ausgehend von den freien und gleichen Warenbesitzern und ihrer freien ökonomischen Betätigung die Notwendigkeit einer über den Klassen stehenden Recht setzenden Instanz ableitet (Staat und Recht). Deren Funktion ist es, die kapitalistischen Produktionsverhältnisse aufrechtzuerhalten. Für Paschukanis ist der Staat nicht Staat der Kapitalisten, sondern Staat des Kapitals. Ihm geht es um die Bestimmung der Form „Recht“ und deren Erklärung. Dabei interpretiert er Staat und Recht als spezifische Formen, die der kapitalistischen Gesellschaft eignen und nach deren Abschaffung „absterben“. Diese Position kostete ihn letztlich im Stalinismus das Leben.
Antonio Gramsci (1891-1937) Ausgangsfragestellung lautet: Warum kam es im kapitalistisch unterentwickelten „Osten“ zu einer Revolution, nicht aber im kapitalistisch entwickelten „Westen“ mit starken Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegungen. Seine Analyse zielt auf die gegenüber dem „Osten“ ausgebildeten Strukturen der Überbauten, womit nicht allein der Staat als politischer Organismus über der kapitalistischen Wirtschaft gemeint ist, sondern die Ebene, die Gramsci als „Zivilgesellschaft“ bezeichnet, also Kultur, Vereine, Alltagsleben, Medien etc. Diese bezeichnet er als „Schützengräben“ der kapitalistischen Gesellschaft, die in einem langen „Stellungskrieg“ zu überwinden seien.
Dabei versteht er „Zivilgesellschaft“ nicht wie heute vielfach üblich, als quasi „befreites Gebiet“ frei sich betätigender Bürger jenseits von Ökonomie und Staat, sondern als Instanz der Integration. Kurz: als zentraler Bestandteil bürgerlicher Herrschaft. Gramsci stirbt 1937 an den Folgen langjähriger Haft im faschistischen Italien.
Wir wollen mit diesem Theorieangebot für Einsteiger und Einsteigerinnen Fragen und Probleme anreißen, mit denen kritische Menschen und Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter auch heute konfrontiert sind. Dabei wollen wir die im Seminar erläuterten Erklärungsansätze auf ihre Brauchbarkeit hinsichtlich der gegen-wärtigen ökonomischen und sozialen Entwicklungen überprüfen.
Referenten:
Dr. Ernst Wolowicz, Sozialwissenschaftler
Wolfgang Veiglhuber, DGB Bildungswerk Bayern
Anmeldeschluss: Freitag, 4. November 2016
Seminarbeginn: Samstag, 12. November 2016, 10:00 Uhr
Seminarende: Samstag, 12. November 2016, 17:30 Uhr
Teilnahmebeitrag: 5 Euro
Seminarort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung: per Mail
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